Wir Akteure freuen uns über so viel Lob und nehmen es als Ansporn für das kommende Jahr. Jetzt aber zu den Details:
Die Begrüßung war ganz stilvoll wie die Comedian Harmonists in Frack und Zylinder durch unsere Narrenpräsidenten, und das auch noch gesungen und gesteppt. Vom Narrenpräsidenten Andreas Schairer konnten viele Gäste aber auch viele Gruppen von befreundeten Narrenvereinen gegrüßt werden.
Großes Gedränge war im Badischen Einwanderungsbüro der Luibrechthopser. Der streng badischen Kommission stellten sich ein Schwabe, ein Einländer, ein Italiener und ein Sachse.
Der Schwabe wollte Geld von den Badneren zurück, der Engländer-Hooligan war wegen des Biers, der Italiener wegen der noch vorhandenen Römer-Gläseren und der Sachse hatte sich verlaufen, er wollte eigentlich auswandern.
Bei den badischen Ausdrücken fehlte jegliches Grundwissen, des einfache Prüfungswort: dohoggeddidiallewildohogged konnte von keinem Bewerber gelesen werden und als dann auch noch des Badnerlied verunglimpft wurde, war es vorbei. Keiner wurde eingebürgert, da half kein Bestechen und auch keine Drohungen.
Bei Beckmann im Ersten trafen sich dann die Schlagerstars Wolfgang Petry und Andrea Berg, um über intime Details ihrer Bekanntschaft zu erzählen, die dann ja in einer Hochzeit geendet hatte. Da beide Gäste offenbar lieber singen als zu reden, waren die Antworten auf die Fragen immer in ein Lied verpackt. Dies war der zweite Auftritt der Gillebumper beim Bunten Abend und er war sicher gelungen.
Schach spielen ist ein Freizeitvergnügen für Leute mit Grips, was offenbar einer der beiden Spieler nicht hatte, denn er wollte den Bauern auf des Pferd und nicht vor das Pferd setzen. „Dann schlag ich dein Pferd" war für ihn ebenso unverständlich wie: „mach einen Zug", denn er fing sofort an, eine Lokomotive zu mimen.
Den Temperaturen entsprechend ging es dann nach Spanien zu einem feurigen Flamenco - Tanz, dargestellt von den „älteren" unserer beiden jungen Balletts. Ja, die Damen wissen, wie man die Halle zu brodeln und mit klatschen bringt und eine Zugabe war unvermeidlich, obwohl die Zeit knapp war. So konnten sich alle Besucher nochmals genau konzentrieren und eingeplant war die Zugabe eh.
Backen mit Tupper war dann vom Duo Erms-Kie angesagt. Auch wenn viele schon ihre Tupper-Erfahrungen haben, dann gab es bei diesem Rezept doch noch einige Überraschungen. Das Rezept bestand hauptsächlich aus der Aufforderung: „Prüfe, ob der Schnaps wirklich gut ist" und das Ergebnis war dann entsprechend. „Werfe die schrupeligen Früchte rein" war so sicher nicht angegeben und „Dreh den Ofen um 360°" wurde auch ganz falsch verstanden. „Werfe den Teig zum Fenster raus und lege dich schlafen" wurde dann allerdings wieder korrekt gelesen.
Nach der Pause wurde die Bühne dann von unseren musikalischen Strassenkehrerinnen bestens gereinigt, und das im Takt, denn es waren ja die Musikantenfrauen, die sich diesen Programmpunkt ausgedacht haben. Obwohl ein Besen nur eine überschaubare Anzahl von Tönen hergibt, konnten sie doch verschiede Stücke damit spielen, d. h. fegen und klopfen.
Nach Paris wurden wir dann von einem Call-Girl entführt. Über ihre gesamte berufliche Ausbildung wurden alle informiert und mancher konnte noch was hinzu lernen. In Lack und Leder wurden ganz intime Geheimnisse erzählt. Das Mieder war gut gefüllt, allerdings nicht gerade an den Stellen, die uns Männern gefallen. Das was kein Wunder, denn die leichte Dame war keine solche, sondern unser Sigi Weber. Nach einer kurzen Umziehpause gab es noch die Domina mit Peitsche und Fesseln und die Besucher auf den vorderen Plätzen haben schon mal die Köpfe eingezogen.
Die Kraisi Liddel Jäß Bähnd von der KLJB probte dann schon mal einige Stücke für das 850 Jahr Jubiläum. Mit Blockflöten kann man eben nicht alles spielen, besonders der „Böhmische Traum" bereitet Schwierigkeiten. Als dann auch noch die Puste nicht reichte, war die Zeit gekommen, das Gardenaphon auszupacken. 50 Meter Schlauch wurden entwirrt und schon konnte der Tubist seine ganze Puste an den Mann bringen und damit leicht einige Blockflöten mit Luft versorgen.
Im Lippertsreuter Dorf-Café braucht man schon seine Nerven. Erst gibt es keine Tassen, dann sollen sogar drei Tassen da sein. Eine Zeitung gibt es auch nicht, nur den Südkurier und die Bedienung ließ sich auch nicht dazu überreden, den Spiegel zu bringen, denn der ist bei uns im Klo fest an der Wand montiert. Die Kuchenauswahl, entweder „Zwetschgedatsche" oder „Grieseblotzer", konnte auch nur ganz schlecht erklärt werden. Auf jeden Fall sei es ein „Doag" in den entweder Zwetschgen reingedatscht oder Griese reingeblotzt werden.
Fünf friedliche Western Girls bildeten den Abschluss des reichhaltigen Menüs, das aber ganz leicht zu verdauen war. Cotton Eye Jo war die flotte Musik, auf die getanzt wurde. Mit Revolvern, Cowboy Hut und Western-Weste ausgestattet, fesselten sie das Publikum auch ohne Lasso und das natürlich auch bei der Zugabe.
Bisher noch nicht aufgeführt wurde die Truppe der gespielten Witze. In vier Blöcken bringen sie es immer wieder fertig, einfache Witze noch zu steigern, in dem diese gespielt werden. Unter den vielen guten Geschichten sei nur die erwähnt, wo der Rat gegeben wird, den Busen mit Papier zu massieren, damit er wächst, am Hinterteil habe diese Methode offenbar bestens geklappt.
Ganz neu auf der Lippertsreuter Bühne war ein Moritatensänger, der in jeder Hälfte mit zwei Liedern auftrat. In bestem schwäbisch gesungen und mit der Gitarre begleitet wurden uns Moritaten vom „Modorrädle" vorgetragen, aber auch tiefsinniges wie: "Heit wär wieder Wetter zum erba, es will blos koiner sterba". Auch was den Promis vom Jet-Set so alles passiert, war unserem Sänger wirklich „scheißegal". Wir empfehlen schon mal neue Lieder für das kommende Jahr zu üben, denn wir könnten ihn wieder auf der Bühne sehn.
Alle Hände voll zu tun hatten die zwei Virtuosen an den Mikro-Reglern und den Lichtschiebern. Zehn Funk Mikros zu dirigieren ist sicher genau so aufwändig, wie 50 Strahler zu beherrschen. Beide Herausforderungen wurden von Harry Grünbacher (Licht) und Daniel Kiefer (Ton) bestens gemeistert.
Noch eine Premiere gab es dieses Jahr. Zum ersten Mal hat Sabine Stötzle, assistiert von Sabrina Haak Hand an alle Akteure gelegt, war für die Maske verantwortlich und hat alle schön geschminkt. Wir freuen uns, auf Monika Eimer wieder eine gleichwertige Nachfolgerin gefunden zu haben. Auch im Team der Bühnenbauer gab Veränderungen, aber ich denke genau das ist es, was den Lippertsreuter Bunten Abend auszeichnet: Immer wieder ändert sich was, Akteure kommen, Akteure gehen, aber keinem fällt das negativ auf, denn es läuft alles ohne Einbrüche weiter.
Durch das Programm wurden wieder alle von Ronny A. Knepple geführt, gekonnt und souverän. Obwohl die Zeit in diesem Jahr knapp war, war ihm keine Hektik anzumerken, wenngleich er für einen zügigen Ablauf sorgte. Mit passenden und lustigen Moderationen hat er die Gäste auf die kommenden Bühnenattraktionen eingestellt und dann am Ende des gelungenen Abends nochmals alle Mitwirkenden zu einem großen Finale auf die Bühne gerufen. Als dann das Programm vorbei war, waren viele überrascht, dass es schon Mitternacht geschlagen hatte.
Bilder in Hülle und Fülle zu den Bunten Abende finden Sie natürlich unter der Internetseite des Narrenvereins Lipperstreute!